Diese Konzertübertragung trieb uns den Schweiß auf die Stirn – dafür verantwortlich waren aber keine produktionstechnischen Gründe, sondern die Außentemperaturen während des diesjährigen Tanz- und Folkfestivals (TFF). An jedem Festival-Tag kletterte das Quecksilber im Thermometer auf über 30°C, zeitweise erreichte es Spitzenwerte von 37°C. Doch davon ließen wir uns genauso wenig die Laune verderben wie die rund 80.000 Festival-Besucher, die am ersten Juli-Wochenende nach Rudolstadt gekommen waren. In dem thüringischen Ort fand dieses Jahr zum mittlerweile 25. Mal das größte Folk-Roots-Weltmusik-Festival Deutschlands statt. An mehreren Bühnen im gesamten Stadtgebiet gab es vier Tage lang Rhythmen zu hören, die durchs Ohr direkt ins (Tanz-) Bein gingen.
Anders als die Festival-Besucher mussten wir das Tanzbein aber stillhalten. Schließlich waren wir – unter Federführung von Accentus Music – in dienstlicher Mission auf dem Festival unterwegs. Acht ausgewählte Konzerte sollten als Videomitschnitt festgehalten und live ins Web gesendet werden. Hierfür hatte das Musik-Label ein über 10-köpfiges Produktionsteam zusammengestellt, zu dem auch wir gehörten. Unser Lager hatten wir hinter der großen Bühne im Heinepark aufgeschlagen. Dort hatte man uns einen Produktionscontainer zur Verfügung gestellt, in dem wir binnen weniger Stunden eine komplette Bildregie mit unserer Technik eingerichtet hatten.
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Über den Multiview-Monitor hatte der Bildregisseur die Live-Aufnahmen von fünf XD-Kameras im Blick. Sie zeigten die Konzerte im Heinepark aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln: Auf der Bühne filmten zwei Kameramänner die Künstler mit mobilen Schulterkameras aus nächster Nähe und von den verschiedenen Seiten. Im FOH-Turm waren mittig hinter dem Publikumsreihen zwei weitere Kameras auf zwei Etagen untergebracht, die frontale Aufnahmen von der Bühne lieferten. Für beeindruckende Weitwinkel-Aufnahmen sorgte eine Krankamera, die direkt über die Köpfe der Zuschauer hinweg und bis auf die Bühne schwenkte.
Alle fünf Kameras wurden von uns mit modernen Konvertern ausgestattet. Sie wandelten das Videosignal, so dass es per Lichtwellenleiter über das Festivalgelände hinweg zur Bildregie übermittelt werden konnte. Über das Glasfaser-Kabel wurde zudem auch das Tonsignal für die Interkommunikation zwischen Bildregie und Kameramännern transportiert. Um die Audioproduktion der Konzerte selbst kümmerten sich die Kollegen vom Deutschlandradio, die das Festival live übertrugen.
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Unweit des Hörfunk-Ü-Wagens hatten wir unseren Übertragungsfahrzeug geparkt. Per Satellitenschüssel stellten wir eine Internetverbindung her, über die wir das fertig abgemischte und encodierte Videosignal live ins Web schickten. Auftraggeber des Livestreamings war die Online-Redaktion von ARTE Deutschland, die auf ihrer Website die acht ausgewählten Konzerte des TFF-Festivals ausstrahlten. Auf dem Übertragungsprogramm stand eine breite Palette an unterschiedlichen Bands aus aller Welt, so dass Anhänger verschiedenster Musikrichtungen voll auf ihre Kosten kamen: Mit Ramzailech war unter anderem Eletric-Klezmer aus Israel vertreten. Die US-amerikanische Grammy-Gewinnerin Rhiannon Giddens stellte ihre Vielseitigkeit mit Songs aus den Bereichen Blues, Jazz und traditioneller Musik unter Beweis. Hip Hop aus Kanada brachte die Crew von Nomadic Massive auf die Bühne. Den krönenden Abschluss bildete Patrice, der das Publikum am letzten Festival-Tag mit Reggae „made in Germany“ begeisterte. Sämtliche Konzertvideos sind auch heute noch über die ARTE-Website zugänglich, wo sie ein viertel Jahr als on demand-Stream abrufbar bleiben.
Verwendete Dienstleistungen von NC3:
- Videoproduktion
- Event-Streaming (live)